Gütegemeinschaft Au pair schlägt Alarm

Corona-Krise bringt dringend benötigte Familien-Entlastung zum Erliegen

Die Corona-Pandemie hat dramatische Folgen für das Au-pair-Wesen. Durch die Einreisebeschränkungen können seit Wochen keine Au-pairs mehr nach Deutschland kommen. Dabei sind Familien nach der Schließung von Schulen und Kitas so dringend wie nie zuvor auf die Unterstützung durch ein Au-pair angewiesen. Die Gütegemeinschaft Au pair weist auf eine ernsthafte Gefährdung des Au-pair Programms hin und bittet das Familienministerium um Unterstützung.


Erntehelfer ja, Au-pairs nein – dabei bietet häusliche Quarantäne Sicherheit
Gastfamilien und Alleinerziehende bekommen aktuell keine Hilfe durch Au-pairs. Dabei sind viele von ihnen in systemrelevanten Bereichen tätig. Sie sind durch Mehrarbeit bis auf die Schmerzgrenze gefordert und aufgrund fehlender öffentlicher Kinderbetreuung dringend auf die Unterstützung durch ein Au-pair angewiesen. Aufgrund der Maßnahmen zur Covid-19-Bekämpfung dürfen Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nur einreisen, wenn ein dringender Einreisegrund vorliegt. Anders als die Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft zählt die Europäische Union die Tätigkeit von Au-pairs leider nicht zu den „systemrelevanten Geschäftsfeldern“.  
Dabei haben RAL-zertifizierte Agenturen schon vor Wochen darauf hingewiesen, dass Au-pairs aus dem Ausland in keiner Weise zur Erhöhung der Infektionsgefahr durch das Corona-Virus beitragen. Dazu schlagen sie vor, dass sich die Au-pairs sofort für zwei Wochen in häusliche Quarantäne bei ihren Gastfamilien begeben. Die Familien würden verpflichtet, streng auf die Einhaltung dieser Schutzmaßnahme zu achten. Da die jungen Menschen sich anfangs ohnehin noch fremd im Land fühlen, war es auch vor Corona normal, dass sich Au-pairs in den ersten Wochen vorwiegend im familiären Umfeld aufhalten.


Erschwerte Visaverfahren für Au-pairs aus Nicht-EU-Ländern
Schon vor Ausbruch von Covid-19 war die Beantragung des Au-pair-Visums eine langwierige Prozedur, die je nach Land zwischen 12 und 16 Wochen dauerte. Nun sind die meisten Auslandsvertretungen geschlossen, sodass Au-pairs außerhalb von Europa erst gar keine Visumsanträge mehr stellen können. Wenn die Botschaften frühestens in vier Wochen wieder öffnen, werden Au-pairs aus Nicht-EU-Ländern nicht vor September nach Deutschland einreisen können – zu spät für viele berufstätige Eltern, die durch den Wegfall von Kindergarten und Schule derzeit immense Betreuungsprobleme haben.
Problematisch ist zudem, dass bereits genehmigte Aufenthaltstitel in der Corona-Krise ihre Gültigkeit verlieren. Selbst Au-pairs, die kurz vor der Einreise standen, weil alle Formalitäten geklärt waren (u.a. Einladung der Gastfamilie, Sprachzertifikat, ärztliches Attest, polizeiliches Führungszeugnis), müssen damit rechnen, dass ihr Au-pair-Visum verfällt. Die Reisebeschränkungen an den Außengrenzen von Deutschland und Europa bestehen mindestens bis zum 15. Mai.


Ernsthafte Gefährdung für den internationalen Jugendaustausch
Nicht nur Familien und alleinerziehende Eltern beklagen, dass sie in dieser schweren Krisenzeit keine Hilfe mehr durch ein Au-pair bekommen. Au-pair-Agenturen erleben existenzbedrohende Umsatzeinbußen. „Unsere Mitglieder berichten, dass viele Gastfamilien händeringend nach einem Au-pair suchen und sie ihnen nicht helfen können. Wir fühlen uns allein gelassen und fordern das Familienministerium dringend auf, uns zu unterstützen, um dieses wunderbare Jugendaustausch- und Bildungsprogramm nicht zu gefährden und Familien in dieser besonders schwierigen Zeit in der Kinderbetreuung mit einem Au-pair zu helfen “, mahnt Sevda Nagel, die erste Vorsitzende der Gütegemeinschaft Au pair. Sollte die Au-pair-Vermittlungsarbeit weiterhin so großen Schwierigkeiten ausgesetzt sein, droht ein umfängliches Agentursterben und damit das Aus für gütegesicherte Au-pair-Aufenthalte und einen sicheren internationalen Jugendaustausch.

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